Energieeffizienz, E-Mobilität

Die Zukunft der Mobilität Szenarien für die Schweiz

Viele von uns können sich ein Leben ohne Mobilität heute kaum vorstellen. Doch mit ihr sind viele Herausforderungen, insbesondere die verkehrsbedingten CO2-Emissionen, verbunden und man hört immer wieder von entscheidenden Veränderungen im Verkehrssektor. Doch wie sieht die Zukunft der Mobilität nun genau aus?

Bevor wir einen Blick auf die Schweiz werfen, betrachten wir einmal das grosse Ganze. Derzeit existieren weltweit über 1,3 Milliarden Kraftfahrzeuge, von denen etwa eine Milliarde Personenkraftwagen sind. Das ist bereits eine erstaunliche Zahl, die sich jedoch laut Prognosen bis ins Jahr 2035 auf 2 Milliarden erhöhen soll.

Auch in der Schweiz entfallen etwa 30 Prozent aller CO2-Emissionen auf den Verkehrssektor. Unsere Mobilität hat dabei viele Facetten, von der Fahrt mit dem Auto zur Arbeit über den Ausflug mit dem Zug in die Berge bis hin zum Güter- und Lieferverkehr. Dabei wird schnell klar, dass es mehr braucht als einige Strecken mit dem Fahrrad zu fahren, um gesetzte Klimaziele zu erreichen. Der gesamte Strassenverkehr muss sich verändern und emissionsärmer werden. Dabei können auch neue Technologien, wie jene in elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, eine wichtige Rolle spielen.

Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) befasst sich mit genau diesen Themen und hat die Verkehrsperspektiven 2050 erarbeitet. Darin beschreibt es in vier «Wenn-dann-Szenarien», wie sich der Personen- und Güterverkehr bis zum Jahr 2050 innerhalb der Schweiz entwickeln könnte.

Zugrunde liegende Annahmen

Bevor wir die vier Szenarien vorstellen, wollen wir kurz die zugrundeliegenden Annahmen darlegen:

• Bevölkerung wächst auf 10.44 Millionen an
• Bruttoinlandsprodukt zwischen 2017 und 2050 nimmt um über 50% zu
• Homeoffice bleibt eine gängige Praxis
• Der Trend zum Onlinehandel steigt, das verringert Einkaufswege, aber verstärkt den Lieferverkehr
• Automatisierte Fahrzeuge etablieren sich und bilden einen wichtigen Teil des künftigen Verkehrs
• Elektromobilität wird stark ausgebaut, sodass in allen Szenarien mindestens jedes zweite Auto elektrisch angetrieben wird
• Alle bis 2040 geplanten Nationalstrassen und Anschlüsse werden wie vorgesehen gebaut
• Auch beim Ausbau des Schienennetzes und der Fahrpläne für den öffentlichen Verkehr wird davon ausgegangen, dass bis 2035 alle geplanten Änderungen umgesetzt werden
• Haushalte in urbanen Regionen werden weniger Autos besitzen, da Sie gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind

Szenario «Basis»

Die Ausführungen im Szenario "Basis" orientieren sich stark an den aktuellen Mobilitätszielen des Bundes, d.h. es wird davon ausgegangen, dass verschiedene verkehrspolitische Entscheidungen getroffen und Massnahmen umgesetzt werden, die eine nachhaltige und ressourceneffiziente Mobilität begünstigen. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen setzt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz voraus.

E-Bikes gewinnen an Beliebtheit und verbreiten sich weiter. Gemeinsam mit einem Ausbau der Fahrradinfrastruktur führt das zu einer erhöhten Nutzung von Fahrrädern. Zudem wird sich die private Nutzung eines Autos bis 2050 verteuern, sodass der Anreiz alternative Fortbewegungsmittel zu nutzen, steigt.

Die Integration von Homeoffice als gängige Arbeitspraxis wird ebenfalls erwartet, wodurch die Arbeits- und Geschäftsweg signifikant sinken. Parallel dazu wird eine Zunahme des Freizeitverkehrs prognostiziert. Der Güterverkehr verlagert sich stärker auf die Schiene, wobei der Schienengüterverkehr von einer effizienten Bündelung des Warenaufkommens profitieren soll.

Szenario «Nachhaltige Gesellschaft»

Im Szenario "Nachhaltige Gesellschaft" zeichnet sich eine Zukunftsvision ab, in der ein ausgeprägtes Umwelt- und Sozialbewusstsein im Mittelpunkt steht. Die Menschen legen einen grösseren Wert auf nachhaltige Dienstleistungen als auf materiellen Besitz und zeigen eine hohe Bereitschaft zum Teilen. Zudem herrscht eine hohe Toleranz neuen Technologien gegenüber.

Hinsichtlich der städtebaulichen Entwicklung wird besonderer Wert auf die Verdichtung der Innenstadtgegenden gelegt, was zu einer Steigerung der Attraktivität des urbanen Lebensraums führt. Zudem zielt die Politik darauf ab, die Nutzung privater Autos zu verteuern, während der öffentliche Verkehr durch attraktivere Preise gefördert wird. Daraus ergibt sich, dass insgesamt weniger Verkehr im Vergleich zu anderen Entwicklungspfaden stattfindet. Besonders automatisierte und elektrisch betriebene Personen- wie Güterfahrzeuge setzen sich durch. Auch in diesem Szenario verlagert sich der Güterverkehr zusehends auf Schienen, gelenkt durch politische Instrumente wie die Schwerverkehrsabgabe LSVA. 

Szenario «Individualisierte Gesellschaft»

Ähnlich wie im Szenario «Nachhaltige Gesellschaft» ist auch hier die Akzeptanz von neuen Technologien sowie deren fortlaufende Weiterentwicklung zu erwarten. Diese Technologien werden insbesondere für den privaten Raum genutzt. Dabei ist es selbstverständlich, dass man ein eigenes Fahrzeug besitzt.

Die Priorität liegt nicht auf Nachhaltigkeit; sie wird aber praktiziert, solange umweltbewusstes Handeln weder den persönlichen Handlungsspielraum begrenzt noch mit hohen Kosten verbunden ist. Die Raumentwicklung tendiert zu einer weiteren Zersiedlung, sodass neuer Wohnraum in ländlichen und intermediären Gebieten entsteht.

Die Kosten für Personenwagen bleiben niedrig, während die Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmitte mangels Subventionen sogar steigen. Generell fehlt ein Anreiz, um auf alternative Fortbewegungs- und Transportmittel zu setzen. Der Güterverkehr erfolgt über Schienen und Strassen, wobei die Kosten eher niedrig ausfallen. Der Onlinehandel nimmt in diesem Szenario am stärksten zu.

Szenario «Weiter-Wie-Bisher»

Das Szenario "Weiter-Wie-Bisher" sieht vor, dass die gegenwärtigen Bedingungen beibehalten werden. Konkret bedeutet das, dass zwar weiterhin technologische Fortschritte stattfinden, diese allerdings nur langsam die Mobilität voranbringen.

Ähnlich wie im Szenario «Individualisierte Gesellschaft» steht das Thema Nachhaltigkeit nicht im Zentrum der Gesellschaft und die Zersiedelung schreitet langsam voran. Dabei bleiben Siedlungs- und Wohnstrukturen weitestgehend unverändert. Auch die Kosten für das private Auto bleiben relativ niedrig. Durch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten und Online Waren zu kaufen, sinken die Wege pro Person. Trotzdem bleibt das Verkehrsaufkommen insgesamt auf einem ähnlichen Niveau, da mehr Freizeitwege anfallen.

 

Die aufregende Reise ins Unbekannte

In der Zusammenschau dieser Szenarien entsteht ein Bild der Hoffnung und des Fortschritts. Die Mobilität von morgen wird nicht nur durch technologische Innovationen geprägt sein, sondern auch durch ein verstärktes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft. Die zunehmende Verbreitung von Homeoffice und Onlinehandel, der Ausbau der Elektromobilität sowie die Integration automatisierter Fahrzeuge versprechen eine effizientere und umweltschonendere Gestaltung unserer täglichen Wege. Die Verdichtung der Innenstädte und die Förderung des öffentlichen Verkehrs werden das urbane Leben attraktiver machen und zu einer neuen Qualität des Zusammenlebens beitragen. Wir stehen an der Schwelle zu einer Ära, in der Mobilität nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Ausdruck eines lebenswerten und verantwortungsvollen Miteinanders ist. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Weg in eine positive Zukunft der Mobilität beschreiten.

 

Quelle: https://www.are.admin.ch/are/de/home/mobilitaet/grundlagen-und-daten/verkehrsperspektiven/szenarien-methodik.html

 
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